Eine öffentliche Debatte zu der Frage „Auf welcher Welt wollen wir überhaupt leben?“ nimmt gerade im französischsprachigen Raum Fahrt auf. Dabei fragt man ausdrücklich auch nach dem Sinn unseres Lebens und nach unseren Wertvorstellungen. Unter dem Begriff Transition ist immer mehr über alternative Arten der Landwirtschaft, der Wirtschaft oder der Bildung zu hören. Viele Beispiele zeigte auch der Film „Tomorrow“, der im Frühjahr in den Schweizer Kinos lief. Die Anhänger der Transition verbinden dabei den Begriff des Übergangs mit einer erneuerten Weltanschauung und einer Wirtschaft, die sich nicht einzig auf Produktivität und Effizienz ausrichtet.
Die Vielfalt dieser lokalen oder regionalen Initiativen lässt sich nicht immer gut fassen, was manchmal zu einem Gefühl der Verzettelung führt. Diese Vielfalt spornt aber auch an und macht Mut, sich von den komplexen globalen Zusammenhängen nicht einschüchtern zu lassen. Aus ihnen lässt sich lernen, dass Anliegen der Entwicklungszusammenarbeit im Süden in unserem eigenen Kontext ebenso wichtig sind. Die Bevölkerung im Süden wehrt sich gegen die Politik der Agrokonzerne, um die Souveränität über die eigene Lebensmittelproduktion zu behalten. Genau so wichtig ist, dass sich auch die Konsumentinnen und Konsumenten im Norden um diese Fragen kümmern. Die Folgen des Bergbaus schädigen unsere Umwelt und beeinträchtigen unsere Gesundheit im Süden wie im Norden. Entsprechend wächst überall das Bedürfnis, in der jeweils eigenen Situation zu handeln.
Der Bewegung Transition wird manchmal vorgeworfen, sie sei zu wenig politisch: Gemüse aus dem eigenen Garten reiche nicht aus, die Welt zu verändern. Zugegeben, derartige alternative Modelle haben weltweit bisher kaum einen Durchbruch auf politischer Ebene erreicht. Das macht es aber umso wichtiger, dass Organisationen der Zivilgesellschaft sich über Kampagnenarbeit für neue und vielfältige Narrative der Entwicklung einsetzen. Entwicklungshilfe bleibt nötig, doch ohne neue Geschichten des Wandels begeistern wir kaum genügend Leute für eine andere Welt – und noch weniger bewegen wir die Politik. Nachhaltigkeit bedeutet weit mehr als ein Label, welches sich Unternehmen im Jahresbericht selber zuschreiben. Sie umfasst eine Haltung, eine Vision und den Respekt und die Achtung gegenüber anderen Lebewesen. Ich bin überzeugt, dass unsere Gesellschaft nicht wirklich nachhaltig wird, wenn sie die vierte Dimension, die Spiritualität, außer Acht lässt.
Herausgeberkolumne von Bernard DuPasquier (Geschäftsleiter Brot für alle) im Magazin Welt-Sichten.