
Hintergrund
Die Rechte der Bäuerinnen und Bauern auf Land auf Saatgut sichern das Recht auf Nahrung weltweit
Bereits heute werden rund 70 Prozent der Lebensmittel weltweit von Bäuerinnen und Bauern produziert. Diese Lebensmittel werden vor allem auf lokalen und regionalen Märkten gehandelt. Demgegenüber produziert die industrielle Landwirtschaft Agrarrohstoffe wie Mais, Soja oder Palmöl, die international gehandelt und zu Futtermitteln oder Agrotreibstoffen verarbeitet werden. Dominiert wird dieses Ernährungssystem von nur wenigen global tätigen Konzernen, finanziert wird es von öffentlichen und privaten Banken und Investmentfonds. Immer weitere Freihandelsabkommen schliesslich schreiben die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen fest, um dieses System am Laufen zu halten. Dabei verbraucht es nicht nur ein Vielfaches an Wasser, Boden, Chemie und Kapital, sondern produziert Hunger und Mangelernährung.
Brot für alle ist überzeugt, dass ein Umbau hin zu vielfältigen, lokal und regional orientierten Ernährungssystemen nicht nur notwendig, sondern auch möglich ist. Mit unzähligen Initiativen in den Bereichen solidarischer Landwirtschaft, lokaler Märkte, fairem Handel etc. ist dieser Umbau auch längst in Gang.
Und 2018 haben auch die Vereinten Nationen die Rechte der Bäuerinnen, Fischer, Landarbeiterinnen, Viehzüchter und der vielen anderen Lebensmittelproduzenten in einer spezifischen Erklärung anerkannt, darunter das Recht auf Land und auf Saatgut. Doch ökologische und sozial gerechte Ernährungssysteme können nicht von den Lebensmittelproduzenten allein erreicht werden. Es ist vielmehr eine gesellschaftliche Aufgabe. Nur mit demokratischen Prozessen erreichen wir, dass alle Menschen ausreichend gesunde und vielfältige Lebensmittel zur Verfügung haben, deren Produktion nicht auf Kosten der Umwelt und des Klimas geht und die den Produzenten und Produzentinnen ein Leben in Würde ermöglicht.
Was fordern wir?
Bäuerinnen und Bauern, nicht Konzerne sollen die Welt ernähren
Brot für alle und ihre Partner im Süden sind Teil einer globalen Bewegung, die sich weltweit für ökologische und demokratisch bestimmte Ernährungssysteme einsetzen. Diese werden unter dem Begriff Agroökologie zusammengefasst.
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Menschenrecht auf Nahrung
Das Recht auf angemessene Ernährung ist seit 1948 fest im Uno-Menschenrechtspakt verankert. Er verpflichtet Staaten dazu, das Recht auf Nahrung nicht zu verletzen, es vor den Übergriffen Dritter (z.B. durch Land Grabbing) zu schützen und dafür zu sorgen, dass es verwirklicht wird. Dementsprechend muss das Recht auf Nahrung oberste Priorität geniessen und über staatlichen Verträgen wie z.B. Freihandelsabkommen stehen. - 3
Land für Bauernfamilien anstatt für Konzerne
Insbesondere die Rechte der Bäuerinnen und Bauern im Süden sowie ihr Zugang zu Land müssen gestärkt und vor den Expansionsinteressen der Agrarindustrie und vor Land Grabbing geschützt werden. - 4
Saatgut gehört in die Hände der Bäuerinnen und Bauern
Bauern und Bäuerinnen und nicht Konzerne und die Industrie müssen entscheiden, was angebaut wird und welche Sorten weitergezüchtet werden sollen. Die Herstellung und Produktion von Saatgut darf nicht einigen wenigen Agrarkonzernen überlassen werden, sondern gehört in die Hände der Bauern und Bäuerinnen. - 5
Forschungsgelder für ökologischen Landbau statt industrielle Lösungen
Forschung soll dazu beitragen, die Grundlagen für eine nachhaltige Landwirtschaft zu schaffen. Öffentliche Gelder dürfen deshalb nicht länger nur in die Erforschung herkömmliche Landwirtschaft fliesen, sondern sollen auch den Aufbau von agroökologischen Ernährungssystemen fördern und damit zur Ernährungssicherung, Biodiversität und Klimaschutz beitragen. - 6
Kein Essen in unseren Tanks
Der grossflächige Anbau von Zuckerrohr, Raps, Mais und anderen Pflanzen zur Gewinnung von Agrotreibstoffen hat vielerorts den Kampf um Land und so den Hunger verschärft. Er muss dringend gestoppt werden. - 7
Hände weg von Gentech
Gentechnisch manipuliertes Saatgut funktioniert nur mit grossem Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Es hat ausserdem nicht absehbare Folgen für unsere Umwelt und treibt viele Bauernfamilien im Süden in Abhängigkeit und Verschuldung, weil Patente auf Saatgut die Preise hochhalten.
Das tut Brot für alle
Im Norden
- Brot für alle sensibilisiert eine breite Öffentlichkeit über Kampagnen, mit Medienarbeit und eigenen Publikationen über die Zusammenhänge von Ernährung, Landwirtschaft und Klimawandel.
- Brot für alle engagiert sich mittels Petitionen, Initiativen und Lobbyarbeit dafür, dass die Problematik aktueller Landwirtschaftssysteme (Land Grabbing, Verlust der Artenvielfalt etc.), Themen wie Ernährungssouveränität, Agrarökologie, Land Grabbing sowie Klimagerechtigkeit aufs politische Parkett gelangen.
- Brot für alle verfasst Stellungnahmen und Studien zuhanden von Politik und Verwaltung, um ihren Anliegen politisches Gewicht zu geben.
- Brot für alle informiert Öffentlichkeit, Politik und Konzerne über schädliche Auswirkungen ihres Handelns im Süden und fordert Veränderungen ein, so etwa im Fall des Genfer Agrotreibstoffkonzerns Addax Bioenergy in Sierra Leone.
- Brot für alle engagiert sich auf internationaler Ebene für Abkommen wie z.B. die Uno-Deklaration für die Rechte der Bauern und Bäuerinnen.

Im Süden
- Brot für alleunterstützt Partnerorganisationen im Süden, die sich für Ernährungssouveränität, bessere Landgesetze, Agroökologie, Saatgutgesetzgebung und für die Anliegen und Rechte der Bäuerinnen und Bauern einsetzen.
- Brot für allestärkt die Vernetzung und den Austausch ihrer Südpartner durch themenspezifische Workshops, z.B. zu Land Grabbing oder Saatgutgesetzgebungen.
Das können Sie tun?
Bestimmen Sie selber, was Sie essen
Um den dringend benötigten Kurswechsel in der Landwirtschaft zu erreichen, sind wir alle gefragt.
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Regional, saisonal und biologisch
Kaufen Sie regionale, saisonale und biologische Lebensmittel, am besten auf dem Markt oder direkt beim Bauern. So unterstützen Sie eine vielfältige Landwirtschaft in ihrer Region. - 2
Lernen Sie Ihr Gemüse kennen
Informieren Sie sich über Kooperativen der Vertragslandwirtschaft, über Urban Gardening Projekte oder Saatgutinitiativen in ihrer Region. So schaffen Sie einen direkten Kontakt zu ihrer Ernährung. - 3
Kein Food Waste
Mehr als ein Drittel der Lebensmittel bei uns landen ungenutzt im Müll. Versuchen Sie, Food Waste durch umsichtiges Einkaufen und Planen zu vermeiden. - 4
Weniger ist mehr
Sparen Sie Energie bei Mobilität, Wohnen und Konsum. Grundsätzlich gilt „Weniger ist mehr“: Stellen Sie Qualität vor Quantität und hinterfragen Sie bestehenden Gewohnheiten. - 5
Fair Trade bevorzugen
Achten Sie bei Produkten aus dem Süden auf das Fair-Trade-Signet. Es stärkt Anbaukooperativen dabei, sich eigenständig und im Einklang mit der Natur zu entwickeln. - 6
Die direkte Demokratie nutzen
Engagieren Sie sich politisch und unterzeichnen Sie Petitionen und Initiativen und unterstützen Sie Politiker und Politikerinnen, die sich für eine ökologische Landwirtschaft, für Ernährungssouveränität, Klimagerechtigkeit etc. einsetzen. - 7
Solidarisch sein
Zeigen Sie Solidarität mit den Bäuerinnen und Bauern im Süden und unterstützen Sie Organisationen wie Brot für alle dabei, sich gemeinsam mit ihren Partnern für ihre Rechte einzusetzen.