
Hintergrund
Eine Stimme für die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Textilindustrie
16-Stunden-Tage, 7-Tage-Woche, keine Sozialversicherungen und ein Lohn, der zum Leben nicht reicht: Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind oft katastrophal. Denn Unternehmen verlagern einzelne Arbeitsschritte aus Kostengründen gezielt dorthin, wo die gesetzlichen Auflagen in Bezug auf Arbeitsrechte und Umweltschutz am tiefsten sind.
Um die Produktionskosten möglichst tief zu halten, produzieren Markenfirmen, Warenhäuser und Sportartikelhersteller heute vorwiegend in Entwicklungs- und Schwellenländern. In Bangladesch, Pakistan und Sri Lanka ist die Textilindustrie heute für 70-80 Prozent der Exporte verantwortlich. In der Regel arbeiten die Markenfirmen nicht direkt mit den Herstellern zusammen, sondern über Agenten, die für sie diejenigen Produzenten suchen, die am schnellsten und günstigsten produzieren können – so setzen sie die Lieferanten unter grossen Druck. Menschenrechte und Umweltschutz bleiben dabei weitgehend auf der Strecke.
Zahlen und Fakten
Eine unsaubere Industrie
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Produktion
Oft suchen Markenfirmen den günstigsten Anbieter und wählen - um Lagerkosten zu sparen und den neusten Trends zu folgen - Zulieferer, die kurzfristig produzieren können. Die Zulieferer geben diesen Druck an ihre Angestellten weiter, die gezwungen sind, massive Überstunden zu machen. - 3
Gesetze und Rechte
Zwar haben die meisten Staaten die Arbeits- und Sozialnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) unterschrieben und verfügen über Umweltgesetze. Doch oft werden diese Regulierungen umgangen oder nicht eingehalten – mit dem Segen der Regierungen, die einseitig auf Wirtschaftswachstum setzen. - 4
Arbeitsbedingungen
In der Textilindustrie arbeiten vorab Frauen und Mädchen unter miserablen Arbeitsbedingungen: Lange Arbeitstage, keine angemessenen Pausen, Unterdrückung und Einschüchterungen gehören zur Tagesordnung. Wer länger krank ist oder schwanger wird, verliert seinen Job. - 5
Löhne
Die Löhne im Textilsektor sind generell sehr tief. 2013 lag der monatliche Mindestlohn für eine Angestellte in Bangladesch bei 39 US-Dollar. Dieser Lohn reicht nicht zum Leben, geschwiege denn für eine Familie.

Das tut Brot für alle
Unser Einsatz für faire Arbeitsbedingungen
Im Süden
Faire Arbeitsbedingungen, Existenzlöhne, höhere Sicherheit: Mit diesen Zielen engagiert sich Brot für alle über die Fair Wear Foundation (FWF) für die Angestellten in der Textilindustrie. Denn oft wissen die Näherinnen nicht, welche Rechte ihnen zustehen und wie sie diese geltend machen können. Mit Unterstützung von Brot für alle führt die Fair Wear Foundation Schulungen für die Angestellten und das Fabrikmanagement durch, um sie für Arbeitsrechte zu sensibilisieren. Brot für alle setzt sich mit der Fair Wear Foundation im Süden ein für
- freie Arbeitswahl
- angemessene Arbeitszeiten
- rechtsverbindliche Arbeitsverhältnisse
- existenzsichernde Löhnen
- keine Diskriminierung und keine Kinderarbeit
- Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen
- sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen
Im Norden
Zudem engagiert sich Brot für alle im Norden dafür, dass
- Markenfirmen und öffentliche Beschaffer der Fair Wear Foundation beitreten und sich damit zu fairen Produktionsbedingungen verpflichten
- Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten auf die Problematik aufmerksam werden und ihre Handlungsmöglichkeiten kennen

Das haben wir bisher erreicht
Sensibilisierung im Norden und im Süden
- die Schweizer Öffentlichkeit für die Probleme und Missstände in der Textilindustrie sensibilisiert und Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.
- die Management-Trainings und Schulungsprogramme der Fair Wear Foundation für Fabrikangestellte mitfinanziert.
- die Produktion eines «Factory Guides» für das Management unterstützt: Das Online-Handbuch hilft dem Management, Missstände zu erkennen und dagegen anzugehen.
- dazu beigetragen, dass sich 150 Markenfirmen aus sieben europäischen Ländern der Fair Wear Foundation angeschlossen haben.
Das können Sie tun
Bewusst und gezielt Kleider einkaufen
Unsere Kaufentscheide geben den Kleiderfirmen ein Signal. Je mehr Leute ökologisch und fair produzierte Kleider bevorzugen, desto stärker werden sich die Firmen darauf ausrichten. Achten Sie beim Kleiderkauf z.B. auf das Fair Wear-Logo.
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Weniger ist mehr
Kaufen Sie weniger, dafür langlebige und hochwertige Basics, die Sie je nach Mode und Saison mit Schmuck, Halstüchern etc. variieren können. - 2
Ökologische und faire Produktion bevorzugen
Achten Sie darauf, dass die Rohstoffe der Kleider umweltfreundlich angebaut (Bio-Baumwolle) oder hergestellt (Recycling-Fasern) wurden und bevorzugen Sie Firmen, die Mitglied der Fair Wear Foundation sind. Hier finden Sie Kleidermarken, die Mitglied der Fair Wear Foundation sind - 3
Ethisch und trendbewusst ist kein Gegensatz
Immer mehr junge Labels setzen auf faire und ökologische Produktion. Es lohnt sich, eine Weile im Internet nach entsprechenden Angeboten zu suchen. Die Auswahl ist gross. - 4
Reparieren
Lassen Sie kleine Beschädigungen an Kleidern und Schuhen reparieren, anstatt sie gleich zu ersetzen, oder greifen sie selber zu Nadel und Faden. - 5
Wiederverwerten
Versuchen Sie Kleider, die sie lange nicht mehr getragen haben, neu zu kombinieren oder machen sie aus alten Kleidern Neues. Zahlreiche Ideen dazu finden Sie im Internet unter dem Stichwort „Upcycling“. - 6
Tauschen
Organisieren Sie eine Kleidertauschbörse im Freundeskreis oder kaufen Sie auch mal in einem Second Hand Laden ein. - 7
Andere motivieren
Sprechen Sie Freunde und Bekannte auf das Thema an, fragen Sie in Geschäften nach sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen oder schlagen Sie Ihrem Arbeitgeber vor, beim Kauf von Textilien für den Betrieb (Arbeitskleidung etc.) auf entsprechende Standards zu achten.
Unsere Partner

Weitere Informationen
Dieser kurze Film und weitere Informationen über die Fair Wear Foundation finden sie auf der Webseite der Fair Wear Foundation »