«Ohne uns Studierende würde die Fabrik nicht funktionieren. Wir sind wie Roboter: Wir stehen an den Fliessbändern und wiederholen dieselben Bewegungen hunderte und tausende Mal pro Tag». So beschreibt ein 18-jähriger Student die Situation in der «Tech Front»-Fabrik von Quanta Computer in der chinesischen Stadt Chongqing. Der taiwanesische Elektronikkonzern produziert derzeit exklusiv die vor kurzem lancierte Apple Watch 4, im Werk Chongqing werden ältere Serien zusammengebaut.
Das digitale Gadget soll dessen Träger und Trägerinnen – so die Apple-Werbung – «noch aktiver und gesünder» machen. Für die Studierenden chinesischer Berufsschulen, welche die Uhr her-stellen, gilt dies mit Sicherheit nicht. Arbeitszeiten von täglich zwölf Stunden sowie Nachtschichten sind üblich. Viele Jugendliche werden zudem zur Arbeit bei Quanta gezwungen – mit dem Hinweis, dass sie ihren Schulabschluss nicht machen könnten, wenn sie das «Praktikum» verweigern.
All dies verstösst gegen die Richtlinien von Apple und gegen chinesische Arbeitsgesetze. Das gleiche gilt für die Tatsache, dass die meisten der jungen Studierenden Fächer belegen, die nichts mit Elektronik zu tun haben. Sie profitieren also nicht von ihrem «Praktikum», sondern werden von Quanta als billige Arbeitskräfte für die Herstellung der Apple Watch und von Produkten anderer Elektronikmarken missbraucht. Und dies mit Billigung lokaler Behörden und der Schulleitungen
Auch Schattenseiten ausleuchten
Sacom, die chinesische Partnerorganisation von Brot für alle, hatte schon letztes Jahr auf die Ausbeutung von Studierenden im Quanta-Werk von Chongqing hingewiesen. Der neue Bericht belegt nun eindeutig, dass der taiwanesische Konzern dort auch die Apple Watch produziert. Sacom fordert Apple auf, umgehend dafür zu sorgen, dass Quanta die Arbeitsstandards des US-Konzerns und die chinesischen Arbeitsgesetze einhält. Bei Foxconn, dem Produzenten des iPhone X, kam es nach der Publikation einer Sacom-Studie bereits zu entsprechenden Verbesserungen.
Brot für alle setzt sich seit langem für bessere Arbeitsbedingungen und die Achtung von Menschenrechten im Elektroniksektor ein. «Am heutigen Digitaltag ist es besonders wichtig, nicht nur die Vorteile der Digitalisierung zu thematisieren, sondern auch deren Schattenseiten auszuleuchten», sagt die Programmverantwortliche Karin Mader. Elektronik-Markenfirmen und Schweizer Händler wie Telekom-Anbieter müssten dafür sorgen, dass Arbeitsrechte in der ganzen Lieferkette des Sektors respektiert werden. Öffentlicher Druck, aber auch entsprechende Nachfragen von Konsumentinnen und Konsumenten können dabei viel helfen.
Sacom-Studie und Bild zum Download (englisch): www.brotfueralle.ch/medien
Rückfragen und Interviews:
Karin Mader, Programmverantwortliche Menschenrechte im Elektroniksektor
- 079 489 3824, mader@bfa-ppp.ch
Medienmitteilung im PDF-Format
Gleiches Vorgehen, anderer Lieferant: SACOM Video-Clip aus dem Jahr 2017 über die Ausbeutung von studentischen PraktikantInnen in der Apple-Zulieferfirma Foxconn in China